Paulusladen in Reutte: Eine Hilfe über manche Durststrecke

Der Sozialmarkt Paulusladen im Reuttener Obermarkt hat 120 Kunden. Nach Asylwerbern rücken nun wieder einheimische Kunden vermehrt in den Fokus. Die Spendenbereitschaft von Unternehmen nimmt zu.

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Geschenksübergabe eines neuen VW Touran vom Autohaus Schweiger an den Paulusladen (v. l.): Erich Geiß, Andrea Kerber, Simon Schweiger, Klaudia Komarek, Hans Schweiger, Martin Storf sowie Uli und Erich Rechling

Von Helmut Mittermayr

Reutte – Der Sozialmarkt Paulusladen in Reutte lebt von der Arbeit vieler, von Mitgliedsbeiträgen und vor allem von den Spenden der Unternehmen. Wenn etwa bei der Herstellung einer Tiefkühlpizza der Firma Prim As in Oberhofen im Tiroler Oberland ein einziges Salamirädchen fehlt, ist das Ausschussware und die Pizza kommt zur Seite. Wenn die Firma dann das Produkt nicht abverkauft, sondern – wie so oft – originalverpackt dem Paulusladen in Reutte zukommen lässt, dann bekommt die Kundschaft große Augen, was für tolle Sachen im Sortiment geführt werden. Wenn neuerdings auch Drogerieketten wie Bipa oder DM dem Paulusladen Kosmetikartikel zur Verfügung stellen, dann strahlen viele Damen beim Einkauf im Paulusheim geradezu. Nicht zu vergessen die 13 heimischen Lebensmittler, vom Bäcker bis zum Großhandel, die dauernd Essbares zur Verfügung stellen und dem Paulusladen die Basis schaffen.

Und wenn die Waren im Großraum Reutte eingesammelt werden müssen, dann ist für die täglichen Fahrten ein Fahrzeug vonnöten. Das Autohaus Schweiger stellte dem Verein schon bisher einen Wagen kostenlos zur Verfügung, am Montag wurde das Gefährt nun getauscht und durch einen neuen VW Touran ersetzt. Hans Schweiger bei der Übergabe zu seinen Motiven befragt: „Ja mei, der Verein tut sehr viel Gutes und sie brauchen halt ein Auto. Da sind wir gerne dabei.“

Paulusladen-Obmann Martin Storf stellt überhaupt fest, dass der Verein, der nächstes Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, in den vergangenen zwei Jahren weitaus mehr Ware bekommt als früher üblich. „Ich glaube, hier ist gerade ein großes Umdenken im Gang. Auch Unternehmen versuchen immer mehr, dem Wegwerfen zu entkommen. Wir bedanken uns für jede Form von Spenden oder Hilfe, die uns zukommt.“

Zwischen 100 und 120 Personen zählen zum Kundenkreis des Paulusladens. Dass dort alles funktioniert, dafür sorgen neben dem Vereinsvorstand sowie Geschäftsführerin Klaudia Komarek und ihrer Stellvertreterin Andrea Kerber an die 20 freiwillige Helfer. Die zehn Fahrer, die die Unternehmen abklappern, noch gar nicht mitgerechnet. Es gibt viel zu tun, denn den Kunden wird niemals augenscheinlich Abgelaufenes vorgesetzt. So muss das Gemüse geputzt, die Ware in Regale eingepflegt oder der Bestand laufend kontrolliert werden. „Rund fünf bis sieben Euro wird ein durchschnittlicher Einkauf wohl ausmachen“, sagt Storf. Mit zehn sei schon ein richtiger Großeinkauf getätigt.

Das Publikum ist bunt, die Zahl der Asylwerber nimmt konstant ab. Einerseits, weil ihnen kein Aufenthalt zugesprochen wurde oder sie nach dem positiven Bescheid ihren Aufenthaltsort geändert haben, „und im besten Fall, weil sie den Paulusladen nicht mehr brauchen und sie nun hier über ein ordentliches Einkommen verfügen“. Obmann Storf hat beim spontanen Interview keine genauen Zahlen zur Verfügung, „aber die Zahl der Einheimischen steigt – gefühlt – wieder“. Hier seien Pensionisten wie Pensionistinnen, alleinerziehende Mütter, aber auch Männer, die am Arbeitsmarkt keine Chance hätten, gemeint. Für manchen bietet der Paulusladen auch eine Möglichkeit, eine Durststrecke zu überwinden, bis sich die persönliche Situation stabilisiert hat. Selbstverständlich müssten alle soziale Kriterien erfüllen, um eine Einkaufsberechtigung zu erhalten. Aber Storf versucht hier Schwellenängste zu nehmen: „Hier muss niemand einen Striptease vollführen, um einkaufen zu können. Und für nicht wenige war nur der erste Weg zu uns ein schwerer. Dann wird ganz normal eingekauft.“

Und dann gebe es noch jene Fälle, die nicht den Vereinskriterien entsprechen und dennoch kurzfristig Hilfe benötigen würden. Für Storf sind hier Gutscheine das probate Mittel. „Gemeinden, Vinzenzgemeinschaft oder Caritas erwerben sie und geben sie unkompliziert weiter.“

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